Karussell

(1.)

Um im Kreis herumzuschweben, fährt das Kind gern Karussell.

Doch mir scheint, das ganze Leben

bringt uns auch nicht von der Stell.

Aus dem Nichts kommt man zur Erden,

nippt mal an des Lebens Quell,

um dann wieder nichts zu werden – Karussell, Karussell.

 

(2.)

’s ist ein ew’ges Auf und Nieder, jedes Jahr wird’s aktuell:

In dem Frühling blüht der Flieder, ’s ist im Sommer heiß und hell,

und im Herbst wird’s kälter wieder und im Winter friert es schnell,

und im Frühling blüht der Flieder – Karussell, Karussell.

 

(3.)

„Muttchen, Muttchen, sei nicht böse!“,

schluchzt ne Maid, „Wir müssen frei’n.

Hab gefehlt.“ ’s gibt Krach, dann Hochzeit,

dann nen kleines Mägdelein,

das wird groß und graziöse. Eines Tags schluchzt die Mamsell:

„Muttchen, Muttchen, sei nicht böse!“ – Karussell, Karussell.

 

(4.)

Manchmal mach ich neue Witze, und ein Andrer hört se an.

Ihm, dem’s fehlt an eigner Grütze sagt sie einem Andern dann.

Der erzählt die Geistesblitze seinem Freund, und der kommt schnell

und erzählt mir meine Witze – Karussell, Karussell.

 

(5.)

Ohne Haare, ohne Zähne komm’n wir auf die Erde hier.

Dann wächst uns ne mächt’ge Mähne und auch Zähne kriegen wir.

Doch im Alter, ’s ist nicht schöne: Leer der Mund, der Kopf wird hell:

Keene Haare, keene Zähne – Karussell, Karussell.

 

(6.)

Erst, da isst man die Kartoffeln. Dann verdaut man sie mit Kraft.

Dann nützt das verdaute essen später noch der Landwirtschaft,

denn der Bauer bückt sich nieder, pflanzt Kartoffeln, dünkt sie schnell

und dann fressen wir sie wieder – Karussell, Karussell.