Der Blusenkauf

Der Blusenkauf

(1.)
Wenn Frau’n was kaufen, das geht flink.
Ich weiß, wie’s meinem Freund erging:
Der, jungvermählt, wollt in der Früh‘
mal ins Büro, da sagte sie:
„Lass mich ein Stückchen mit dir geh’n.“
Dann blieb sie vor ’nem Laden steh’n.
„Dein Portemonnaie, bin gleich zurück.
Es dauert nur ’nen Augenblick.
Bleib draußen,“ sprach Frau Suse,
„Ich kauf mir bloß ’ne Bluse.“
(2.)
Nun geht sie rein, ’nen Augenblick.
Ihr Mann sehr heiter bleibt zurück.
Er freut sich, ’s Wetter ist sehr schön.
Sieht Kinder, die zur Schule gehn.
Und sie sagt drinnen zur Mamsell:
„’ne blaue Bluse, aber schnell!“
Nun schleppt man alle blauen rein
und nach ’ner Stunde sagt sie: „Nein!
Ich finde keine nette,
ich möcht’ ’ne violette!“

(3.)
Nun packt man violette aus.
Ihr Mann geduldig steht vor’m Haus.
Denkt: „Ziemlich lange währt so’n Kauf.“
Geht auf und ab und ab und auf.
Und sie sagt drinnen „Das ist nett,
wie kam ich nur auf violett?
Da fällt mir ein, Frau Dr. Schmidt
geht immer mit der Mode mit,
und die trägt jetzt ’ne gelbe.
Ach geb’n Se mir die selbe!“

(4.)
Nun packt man alle gelben aus.
Ihr Mann wird hungrig vor dem Haus.
Der Mittag naht, die Sonne sticht,
die Kinder komm’n vom Unterricht.
Und sie sucht drinn’n und sagt alsdann:
„Was geht Frau Dr. Schmidt mich an?
Wie kam ich auf ’ne gelbe nur?
Es wird ja Frühling, die Natur
zeigt frohe Hoffnungsmiene:
Ach geb’n Se mir ’ne grüne!“

(5.)
Nun packt man alle grünen aus,
da gibt’s ein Ungewitter drauß‘:
Es regnet bis zum Abendrot,
ihm fehlt der Schirm und ’s Abendbrot.
Und sie sagt drinnen zur Mamsell:
„So’n Wetter heut und dazu hell?
Und überhaupt, wir haben bald
April, da ist’s oft nass und kalt.
Dann bin ich die Blamierte.
Ach geb’n Se ’ne karierte!“

(6.)
Nun packt man die karierten aus
Da wankt er und er röchelt drauß‘:
„Ein‘ Augenblick“ – Das war ihr Wort! –
Dann fällt er um, man trägt ihn fort.
Da kommt sie mit ’ner roten raus!
„Hier bin ich schon!“, ruft froh sie aus.
Und schreit: „Mein Mann, mein einz’ges Glück!
Gott, ist er tot? Ein’n Augenlick!“
Und in den Laden starrt se:
„Dann geb’n Se mir ’ne schwarze!“