Nehm’n Se’n Alten

(1.)
Die Statistik zeigt’s dem Kenner:
’s gibt mehr Frauen als wie Männer.
Darum rat ich allen Frau’n
sich beizeiten umzuschau’n.
Aber bitte sich begnügen,
’s kann nicht jede ’n Schönsten kriegen!
Schau’n Se nicht so wählerisch
nur nach dem, der jung und frisch.
Nehm’n Se’n Alten, nehm’n Se’n Alten,
so ’nen alten, wohlbestallten,
so’n Beamten mit Pension:
Sehr begehrt ist die Person!
Nehm’n Se ’n Alten, nehm’n Se’n Alten.
Hab’n Se’n etwas aufgefrischt,
ist er besser oft wie’n Junger,
Und stets besser als wie nischt.

(2.)
Ist so’n Mann auch kein Adonis,
wenn’s man bloß ’ne Mannsperson ist.
Ging die Schönheit auch perdu,
um so mehr schaut man auf SIE.
Hat er auch vielleicht ’ne Glatze?
Nu, eener kriegt se, eener hat se!
Oder hat er ’n Doppelkinn?
Gut, dann greift man doppelt hin!
Nehm’n Se’n Alten, nehm’n Se’n Alten,
Hat er auch schon ein’ge Falten –
Die sind bloß am Kopf zu seh’n,
’s andere ist vielleicht sehr schön.
Nehm’n Se’n Alten, nehm’n Se’n Alten,
Ist er auch schon dick und breit:
’n Jungen müssen Se erst füttern –
und den hab’n Se schon soweit.

(3.)
’n Junger lässt sich schwer bezwingen,
wenn Se den Pantoffel schwingen;
’n Alter gibt Ihn’n ’s Portemonnaie,
macht die Betten, kocht Kaffee.
’n Junger küsst zwar heiß und mächtig,
doch so’n Alter küsst bedächtig.
Was ihm fehlt an Temp’rament,
das ersetzt er durch Talent.
Nehm’n Se’n Alten, nehm’n Se’n Alten,
der versteht gut hauszuhalten,
’n Junger küsst oft unbedacht,
oft und schnell, drum geb’n Se Acht!
Nehm’n Se’n Alten, nehm’n Se’n Alten,
der geht wen’ger aus sich raus,
küsst nicht oft, doch dauert’s länger –
dadurch gleicht sich’s wieder aus.

(4.)
Drum, könn’n Sie kein’n Jünger’n haben,
nehm’n Se sich ’nen alten Knaben;
’s gibt ja viele dort und hier,
und wie wär‘ es denn mit mir?
Ich empfehl mich hier aufs Beste,
hab noch heut sehr schöne Reste,
liebte schon an manchem Ort:
Schreib’n Se mal, ich komm sofort!
Nehm’n Se’n Alten, nehm’n Se’n Alten,
der ist froh, wenn Sie’n behalten.
Der bleibt treu in Ewigkeit,
wird immer treuer mit der Zeit.
Nehm’n Se’n Alten, nehm’n Se’n Alten,
der küsst voller Liebesqual,
denn der denkt bei jedem Kusse:
„Huch, ’s vielleicht das letzte Mal!“