Kinder, Kinder, sorgt für Kinder

(1.)
Durch ganz Deutschland geht ein Schrei: Mit dem Nachwuchs ist’s vorbei!
Kinder brauchen wir ganz schleunigst, es muss gleich sein!
Die Geburten geh’n zurück. Das bringt unserm Land kein Glück.
Nein, man muss im deutschen Reich an Deutschen reich sein.
Jetzt komm’n neue Steuern rein, die bezwing’n wir nicht allein,
nein, die Kinder müssen und behilflich sein,
denn wenn und die Kinder fehlen, müssen wir uns alleine quälen,
und das woll’n wir nicht, das sehn wir gar nicht ein!
Drum wird’s Zeit, dass jeder Jüngling sich ermannt:
er muss Vater werden für sein Vaterland!
Ja, ne Ehe ohne Kind ist wie’n Segel ohne Wind,
drum ermahnt der Staat die Deutschen jetzt geschwind:

Kinder, Kinder, sorgt für Kinder!
Dann wird unser Ziel erreicht.
Macht das deutsche Land gesünder!
’s ist doch wirklich kinderleicht!
Wünscht nichts Großes euch und Feines!
Wünscht euch lieber etwas Kleines!
Ist’s zuerst auch winzig bloß:
’s wird von ganz von selber groß!

(2.)
Bleib’n die Ehen kinderlos, sind wir bald die Kinder los.
Ach, die meisten Ehen, die sind kinderlos heut.
Seh ich mir die Frauen an, packt mich oft ein Grauen an:
Statt nem Kindchen hab’n se’n Hündchen auf dem Schoß heut.
Wenn nun unsre Eltern auch schon gelebt nach diesem Brauch,
fehlten wir, das wäre uns nicht einerlei!
Darum rüstet euch geschwind, sorgt bei Zeiten für ein Kind –
wenn ihr alt seid, ist die Kinderzeit vorbei!
Unsre Kinder würd’n uns ewig böse sein,
käm’n se nicht in diese schöne Welt hinein.
Ja, die Kinder brauchen wir gleich zum Steuerzahlen hier.
Drum, ihr Eheleute, hört den Rat von mir:

Kinder, Kinder, sorgt für Kinder!
Dann ist unsre Rettung nah.
Kommt zur Welt so’n junger Sünder,
ist gleich der Steuerbote da.
Und er sagt: „Du tratst ins Leben,
musst schon ’n Überschuss mir geben!“
Und als er in die Windeln sah,
da war schon ’n Überschüsschen da!

(3.)
Auf der Welt, so groß und fein, müssen wieder Menschen sein,
wenn da einst zu Ende unser Lebenslauf ist,
denn die Welt, sie werden sehn, wird allmählich wieder schön,
doch was nützt die schönste Welt, wenn keiner drauf ist?
Drum: wir alten Deutschen, wir brauchen junge Deutsche hier!
Auf, ihr deutschen Männer, schreitet schnell zum Ziel!
An den Frauen liegt es nicht! Jede alte Jungfer spricht:
„Für mein Vaterland, da ist mir nischt zuviel!“
Ja, der Nachwuchs fehlt nur deshalb, das steht fest,
weil sich einer auf den andern jetzt verlässt.
Aber ich, trotz lichtem Haar, hab geheirat’t noch vorm Jahr,
drum ermahn ich die geschätzte Männerschar:

Kinder, Kinder, sorgt für Kinder!
Mein Erfolg war kolossal!
Dass sich Deutschland nicht verminder,
kam’n gleich dreie auf einmal!
Was der Vater konnt‘, das tat er:
Alle drei so schön wie Vater!
Auf, ihr Männer, merkt’s genau:
Sprecht noch heut mit eurer Frau!